Kapitel 16 – Ein neuer Plan


Es ist Februar und der Leser wird ein drittes Mal Zeuge einer Szene auf der Drachenburg, wobei das Gespräch in der spartanisch eingerichteten Turmklause des Despoten stattfindet, die beim ersten Treffen der Geschwister im dritten Kapitel schon ausführlich geschildert wurde. Im Gegensatz zu dem marmornen Gemach der schwarzhaarigen Schönen mit dem Allsehenden Auge und seiner Symbolik (siehe dazu „Kapitel 3 – Lucina bringt Leuforia und Furarius zum Handeln (Trio Infernale)“) steckt in Furarius Zimmer in der von mir gewählten Ausstattung lediglich eine Charakterisierung des Bewohners und kein tieferer Sinn. Der Tyrann ist Sklave seiner Machtbesessenheit, die ihn unermüdlich zum Rackern treibt. Im Gegensatz zu seiner Schwester fehlen ihm der Sinn für das Schöne, der Geschmack dazu und das Vermögen, zu genießen. Seine Gier befriedigt er einzig mit dem Gold, welches er in einem Schatzbau hortet, was allerdings erst im Blauen Diamanten näher beschrieben werden wird. Der Ebenholz-Sekretär wirkt wie eher zufällig in dieses Umfeld hineingeraten und der Rotwein in der Karaffe dient lediglich einer Begrüßungszeremonie für seine Mitregentin. Im Grunde habe ich versucht, den finsteren Herrscher als einen armen Schlucker darzustellen, der Opfer seiner selbst ist, wie das wohl alle Diktatoren sind.

Zunächst erfolgt ein Rückblick auf den Abschluss des misslungenen Feldzugs in Alamania, wobei die Bilanz aus Sicht der Machthaber so schlecht nicht ausfällt. Verluste an Menschenmaterial gehören ja stets für solcherlei Figuren zum zynischen Kalkül und bereiten ihnen keine Kopfschmerzen. Für das finstere Pärchen bleibt als einziger Wermutstropfen, dass ihnen die Vernichtung ihrer Gegenspieler nicht geglückt ist. Genau dies treibt insbesondere Leuforia um, die sich wegen der speziell ihr so gefährlichen Silberpfeile sorgt. Sie hat längst Adalwin ausspionieren lassen und versuchte sich bereits als Giftmörderin. Allerdings musste sie zu ihrem Leidwesen die Grenzen ihrer magischen Künste erkennen. Ihr Feind ist im Dienst einer höheren Sache unterwegs und wird von seiner Schirmherrin hinter einem Schutzkreis behütet, wie beiden Machthabern zu Recht dämmert.

Wie ich in früheren Anmerkungen schon einmal näher erläutert hatte (siehe „Kapitel 13 – Aurelia und Adalwin verlieren sich (Alamania in Not)“), bot sich ob des fehlenden Umfangs im ersten Teil im Nachgang auch das Einschieben einer Episode an, welche den Zwischenfall mit Marena im 19. Abschnitt plausibler herausschält. Ergo heckt heuer die dunkle Regentin eine Intrige aus, eben das, was unter der Überschrift „Ein neuer Plan“ erscheint. Der besteht kurz gefasst darin, mit einem Trupp von Elitesoldaten ihren Antipoden in einer geheimen Kommandoaktion im Stile der Geheimdienste – das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, war ja gescheitert – auszulöschen. Viel Überzeugungsarbeit muss sie gar nicht leisten. Furarius gestattet ihr gern, wonach ihr der Sinn steht. Einen Trupp von Assassinen vorzuhalten gehört quasi zum Standardrepertoire von Monarchen seines Schlages, insofern kann sie ihr Vorhaben wie geplant mit den ersten Frühlingslüften umsetzen