Kapitel 8 – Aurelia entkommt dem Gasthaus der Verwirrung und den Sümpfen der Einsamkeit (Im Sumpf verfangen)


Das Kapitel acht ist eine Zusammenfassung mehrerer Handlungen, die in dem ursprünglichen Kolportage-Märchen für unsere jüngste Tochter einzelne Überschriften trugen. Nunmehr verknüpft es das Geschehen bis zum Aufeinandertreffen der zwei Hauptfiguren der Roman-Trilogie von Aurelia & Adalwin. Beide sind inzwischen an der Schwelle zum Erwachsenwerden angekommen.

Für den Autor war mit dem Schreiben der Abläufe in den Sümpfen der Einsamkeit ein Schlüsselerlebnis verbunden, dass ich schon einmal in dem Beitrag „Wie „Aurelia & Adalwin“ entstanden“ erläutert hatte. Mein mittleres Kind verwandelte sich damals in atemberaubender Geschwindigkeit von einer Goldmarie in ein Wesen, dem es mühelos innerhalb von Sekunden gelang, ihren Vater zur Weißglut und ihre Mutter an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Pubertät heißt diese Phase des Loslösens von daheim und des Bewusstwerdens eigenen Wollens, die mit einem Übergang verbunden ist, den Aurelia auch vollzieht. Aber der Reihe nach.

Der achte Abschnitt ist in neun Episoden eingeteilt, denen ich hier einige Erweiterungen bzw. Erläuterungen folgen lassen will. Im Einzelnen sind das:

  1. Aurelias Aufwachen aus der Umgarnung – Erkenntnis ist der Anfang der Befreiung
  2. Die Verbündete – Aurelia gelingt es, eine Fluchthelferin zu überzeugen
  3. Monahora – Aurelia gewinnt eine Führerin und verliert diese wieder
  4. Die Sümpfe der Einsamkeit – Eine Mutter-Tochter-Parabel variiert das Parzival-Thema
  5. Erlösung – Beide Frauen waren Teil des Spiels
  6. Das Wundertüchlein – Gottes Gaben sind allgegenwärtig
  7. Die Genesung des Vaters – König Siegesmund
  8. Monahora lehrt Aurelia das Meditieren – der innere Kraftraum
  9. Die Begegnung der zwei Alamannen

Unsere blonde Heldin hatten wir verlassen, als sie im Begriff war, sich in den Verlockungen der Ablenkungsindustrie zu verlieren. Die Parallelen zur jetzigen Realität dürften jedem Bücherfreund ins Auge gestochen haben. Es ist eine ganz harmlose Bemerkung, die Aurelia aufschnappt und die sie aus dem Trott reißt. Ausgerechnet die unauffälligen Fleißbienen in dem Etablissement rütteln sie auf, wenngleich ungewollt mit einer sarkastischen Bemerkung untereinander. Der Ekel vor sich selbst und der eigenen Vernachlässigung wirkt dabei hilfreich. Danach braucht es vor allem die Rückbesinnung auf ihre Kinderstube in den Bergen, die sie vollständig aus dem Bann der fein gestrickten Verführungen auftauchen lässt. Die Erinnerung an den Vater weckt ihr Kriegerherz.

Im Märchen werden Zaubergaben verwendet, um den Dreiklang zu symbolisieren, mit dem ein Jugendlicher in die Welt starten sollte: Bildung, Erziehung und Segen der Eltern. Wie stark die Kräfte der Versuchung sind, von denen sie entsagen muss, zeigt die dreifache Verwendung des Spiegels der Mutter an. Die Herzensweisheit der Bergbäuerin, die sie an Kindesstatt erzog, für welche das Feengeschenk steht, und der Mut zu kämpfen, verklausuliert in dem Schwert des Vaters, das sich in einem harmlosen Kamm tarnt, sind die Agenzien für ihren Ausbruch. Allerdings sind sie nur Katalysatoren. Der erste Versuch, sich davonzustehlen, misslingt. Klar, den herangezüchteten systemkonformen Arbeitssklaven wird es nicht so leicht gemacht, einfach auszubüxen. Die Maid gerät prompt in Gefangenschaft und muss ihren eigenen Beitrag leisten, um die Grenzen zu sprengen.

Ihr glückt die Flucht, nachdem sie ein Stück Selbsterkenntnis erwirbt und sich ihres Schmarotzerdaseins bewusst wird. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sie eine Verbündete gewinnen kann. Die jüngste Köchin vertraut der von Aurelia aufgezeigten Vision von der gemeinsamen Befreiung und schmuggelt ihr die Mitgift der Eltern in den Kerker.

In ihrem Kellerloch entdeckt die Jungfer ein weiteres magisches Mittel, das zugleich auf ihre besondere Herkunft verweist. In ihrem goldenen Kästchen birgt sich Licht, wenn es gebraucht wird und erhellt ihr die Dunkelheit. Symbolisiert wird damit: Sie hat nicht kapituliert, konnte nicht gebrochen werden, sondern ist sich eines Teils ihrer inneren Stärke bewusst geworden.

Mit weiblicher Raffinesse gelingt es den beiden Mädchen, die überheblichen Soldaten auszutricksen und auf einem der Söldnerpferde in die Freiheit zu entwischen. Das Leuchten aus der kleinen Truhe spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Danach kehrt die Köchin in ihre kleine Welt zurück, zufrieden und beschenkt mit dem Hengst. Aurelia lässt voll Vertrauen los, rüstet sich innerlich für ihren Weg und trifft prompt auf einen mehr als vollgültigen Ersatz.

Angekündigt im Gespräch der drei Planetenwesen (siehe Kapitel 7) erfolgt das Erscheinen der Königin der Einhörner. Es kam mir darauf an, eine Bühne vor dem inneren Auge des Lesers zu komponieren, welche den Auftritt Monahoras würdig illustriert. Mitwirken musste dabei mein persönlicher Lieblingsbaum, die Blutbuche. Steht ein solches Exemplar frei, reicht es tatsächlich seine Zweige mit den dunkelroten Blättern bis auf den Boden (witziger Weise hat die Rotbuche eine grüne Belaubung). Ein Eulenschrei weckt das Mädchen und im Mondlicht zupft das edle Wesen Kräuter auf der Wiese unter ihr. Das Horn glitzert, das weiße Fell reflektiert den Silberschein Selenes und die Hufe blitzen in Rubinrot (der gleichnamige Film tauchte 2013 gerade in den Kinos auf, als diese Stelle entstand, und meine Marie hatte sich in die Bücher von Kerstin Gier verliebt). Zumindest bei meiner ersten Zielperson für das Märchen landete ich einen Volltreffer mit der Szenerie. Ich besinne mich deutlich an das Strahlen der blauen Augen und das glückselige Lächeln beim Einschlafen meiner kleinen Elfe.

Für alle Interessierten: Woher der Name Monahora stammt und welche Rollen das Fabeltier ausfüllt habe ich bereits im Blog näher erklärt – siehe auch: „Zur Rolle des Einhorns und des Adlers“.

Zunächst erfährt der Fantasy-Fan etwas über das Regelwerk der Zwei im Umgang miteinander. Das grazile Wesen hat eine Tarnung als braunes Pony und vermag nur zu sprechen, wenn es sich in seiner wahren Gestalt zeigen kann. Ein drittes kommt hinzu: Auf dem Rücken ihrer Helferin kann die Heldin in Trance versinken und so unbestimmte Entfernungen überwinden, wozu eine hohe Geschwindigkeit hilft. Genau das geschieht nach dem ersten Kennenlernen. Statt Zeit verfliegt der Weg und Aurelia findet sich plötzlich in den Sümpfen der Einsamkeit wieder. Monahora heißt sie abzusteigen und demonstriert eine vierte Fähigkeit: Sie kann sich der Sichtbarkeit entziehen.

Die Landschaft, in die sich die Maid versetzt sieht, besitzt skurrilen Charme. Tagsüber glänzt sie mit Schönheit und hält zur Nacht ein Gruselelement bereit. Zudem ist sie menschenleer. Ich wollte mit diesen Gefilden eine Metapher erfinden für die Welt der Adoleszenten in bürgerlichem Hause oder doch zumindest in unserem: Kühlschrank immer voll, Wäsche stets gewaschen, Essen fertig – falls gewünscht. Nichtsdestotrotz sind die Eltern zu Dunkelhüten mutiert, die nur nerven und stören. Miteinander zu sprechen, mit einer Botschaft durchzudringen, erwies sich als unmöglich. Mein Entsetzen darüber war eine nicht unwesentliche Triebfeder, den Roman zu schreiben. Als Sinnbild des verlorenen Verständnisses füreinander fungieren die „grässlichen Laute“, die den Mund der Alten statt Worte verlassen. In dieser Welt lässt sich prima dahinvegetieren – und doch ist sie irgendwann öde. Aurelia wird der Sache überdrüssig und das verdrängte Element – Wer kümmert sich eigentlich um sie? – verschafft ihr die Einsicht, die nötig ist: Irgendjemand opfert sich für sie auf, mag ihr dasjenige Wesen aus Sicht der Jugend noch so aberwitzig und ekelhaft erscheinen.

Für den Ausbruch aus dieser selbstgewählten Scheinwelt des Egoismus, in den Halbwüchsige aus Wohlstandshaushalten fast zwangsweise geraten, habe ich die wohl berühmteste Geschichte von Wolfram von Eschenbach variiert. Zum einen war mir die bizarre Welt, die Werner Heiduczek in den „seltsamen Abenteuern des Parzival“ für unsere Zeit neu entworfen hat, lange ein geliebtes Buch unter meinem Kopfkissen, zum anderen die letzte Oper von Richard Wagner – Verzeihung: sein Bühnenweihfestspiel in drei Akten mit der veränderten Schreibweise Parsifal – gelegentlich ein Mittel, meine Angetraute zu beglücken. Diese entpuppte sich zu meiner Überraschung kurz nach dem Zusammenfinden in der zwölften Klasse als Fan des Musikmagiers und ich ertrug stehend manche Stunde auf dem vierten Rang der Semperoper, um den übervollen dramatischen Klängen des Meisters zu lauschen. Die entscheidende Stelle in beiden Fabeln ist jene, in welcher der reine Tor endlich sein Mitgefühl nach außen bringt und die erlösende Frage ausspricht: „Oheim, was wirret Dir?“

Bevor unsere Heldin dahin gelangt, bietet das Geschriebene reichlich Gelegenheit, seinem Kopfkino Flügel zu verleihen. Aurelia tappt zunächst wieder in eine Falle, vertraut nur auf die eigenen kämpferischen Fähigkeiten. Die Rebellin in der Halbwüchsigen ist erwacht. Aber der Spuk um Aurelia hört erst auf, als sie sich endlich dazu durchringt, ihren Blickwinkel zu verändern und die Situation neu beurteilt. Sie springt zuletzt durch die Nebelschwaden (ihre eigene verqueren Ansichten), um die Fesseln der malträtierten Greisin zu durchschlagen und das Weiblein genau danach zu fragen: „Was quält euch so?“

Was danach passiert, macht die neue Qualität meiner Geschichte aus: sie erweist sich plötzlich als eine Mutter-Tochter-Parabel. Die grausige Alte war ehedem ebenfalls eine Schönheit, nur eine kleine zeitliche Distanz hat sich zwischen beiden aufgespannt, die nunmehr zauberhaft zusammenschmilzt. Aurelia hat ihre Aufgabe gelöst und Monahora erscheint mit einer Artgenossin, um beide jungen Frauen aus den Sümpfen der Einsamkeit abzuholen. Was sich aus den Erläuterungen des Fabeltiers ergibt, war mir wichtig als Botschaft an meine Sprösslinge. Im Leben begegnen uns ständig Menschen. Je emotionaler wir mit ihnen verbunden sind, desto wichtiger sind sie für unsere geistige Entwicklung. Das gilt auch bzw. gerade für die, welche uns ein ständiges Ärgernis sind. Was uns aufreibt, bringt uns voran, wenn wir es überwinden. Situationen, wo der eine dem anderen mit seiner Masche gehörig auf den Wecker geht, können durchaus in einem Momentum gemeinsamen Voranschreitens verknüpft sein. Letztlich gilt: Alles ist miteinander verbunden und das, was im Außen passiert, spiegelt mir mein Thema bzw. meine Aufgabe, an der ich reifen soll bzw. kann.

Im Märchenroman kommen ein paar Dimensionen dazu. Zunächst ist Nastasia eine verwunschene Königstochter, die für ihre Eitelkeit bestraft wurde. Weshalb ich ausgerechnet für sie einen russischen Mädchennamen verwendet habe, ist ebenfalls in „Wie „Aurelia & Adalwin“ entstanden“ schon aufgehellt worden. Als zweites verfügt sie als Kind des Herrschers Siegesmund über die Möglichkeiten, Aurelia für ein paar Tage aufzunehmen und kann sich vor dem Hintergrund gesicherter Lebensverhältnisse leichter von ihrem Wundertuch trennen. Das dem Tischlein, deck dich! nachempfundene Geschenk symbolisiert zum einen die Fülle als universelles Prinzip (Dem, der mit Ehrfurcht darum bittet, wird gegeben werden – siehe auch Matthäus 6:26) und zum zweiten, dass Aurelia zu ausgewogener Ernährung gefunden hat (nicht so leicht für die jungen Frauen heutzutage, die mit Barbie-Puppen fehlgeleitet werden). Dies ist der erste Schritt vor dem Unabhängig-Werden von körperlicher Nahrung, der ihr später im Felsentrog vor dem Klostertor des weißen Mönches abverlangt werden wird. Viertens habe ich die schwarzhaarige Freundin in einer Episode in Teil 6 noch einmal benötigt – wozu lässt sich leicht ergründen, indem der Neugierige die Trilogie bis zum Ende liest.

Es wird im Roman nicht so klar gesagt, wer Nastasia eigentlich wirklich bestraft hat. Etwas verklausuliert lässt sich herauslesen, dass König Siegesmund gute Beziehungen zu Magiern besessen haben musste, sonst hätte er seiner Tochter nicht das besondere Geburtstagsgeschenk mit der Reitrunde auf einem Einhorn bereiten können. Wer vor diesem Hintergrund also auf die Idee verfällt, es könnte der Vater hinter der Verwandlung und Verbannung als wahrer Auslöser stecken, hat meine Intension jedenfalls erraten. Genau deshalb möchte ich das Thema hier noch einmal vertiefen, weil es im Grünen Diamanten doch etwas stiefmütterlich behandelt wird bzw. nicht so eindeutig zu entschlüsseln ist.

Der alternde Regent hat sich selbst mit ins Leid gestürzt, als er sein Kind ins Exil verfrachtete. Dennoch war es wohl eine notwendige Konsequenz, wie Nastasia inzwischen verinnerlicht hat. Erziehungsmaßnahmen können gelegentlich schmerzhaft für alle Beteiligten sein, werden sie doch nicht selten von Machtspielchen begleitet. Sicher wird mancher Vater, der seine vergötterte Elfe plötzlich als pubertierende Aufmüpfige erlebt, das nachempfinden können. Der Entzug des Lächelns und des Heldenstatus, den das Familienoberhaupt einst bei seiner Tochter besaß, sind grausam. Die Heilung winkt erst, wenn sich auf neuer Stufe neu begegnet werden kann. Loslassen ist auf der einen Seite verlangt, Wiederentdecken des Mitgefühls auf der anderen. Beide müssen ihren Beitrag leisten. Bei uns gelang das Abenteuer, nachdem alle in den Geschirren früherer Beziehungskisten Verfangenen (wir sind ja weiß Gott nicht zufällig wieder zu einer Familie zusammengewürfelt worden) ihre Verstrickungen durchschlagen haben. Diesen Aspekt wollte ich zur Ermutigung mancher vielleicht gerade ratloser Eltern auf den Weg gegeben haben. Bedauerlicherweise können die alten Verknüpfungen verschiedener Art sein, aber es lohnt sich, danach zu suchen und sie aufzulösen.

Damit bin ich an der achten Episode angelangt, die mir beim Verfassen der Trilogie von Aurelia & Adalwin ein besonderes Anliegen war: das Vermitteln von Grundlagen spirituellen Reifens. Als ich in meiner Phase der Bücherfresserei war (siehe auch: Über den Autor Terki Trunnt), gehörte ab der Armeezeit Hermann Hesse zu meinen Lieblingsautoren. Eher „zufällig“ geriet mir beim Tee mit einem ein Jahr älteren Kameraden die Initialzündung mit „Knulp“ in die Hände. Was für eine faszinierende Erzählung über einen Nicht-Uniformierten, der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen ausbricht und dessen Grenzgängertum und Einsamkeit doch gottgewollt ist? Wenig später folgte die Lektüre von „Peter Camenzind“, „Unterm Rad“, „Narziss und Goldmund“, „Der Steppenwolf“, das andernorts zum Abiturstoff gehörende „Glasperlenspiel“ und natürlich „Siddhartha“.

Weshalb vertiefe ich das so? Geradezu verzweifelt habe ich das Spätwerk (gemeint ist das Glasperlenspiel) des Literaturnobelpreisträgers seinerzeit durchforstet, um die Stelle zu finden, an der er endlich mal verrät, wie denn nun das gepriesene Meditieren zu bewerkstelligen ist, ohne etwas Nützliches identifizieren zu können. Zu DDR-Zeiten war keiner in meinem Umfeld auszumachen, der darüber etwas Genaueres wusste. So mussten zwanzig Jahre verwehen, der eiserne Vorhang im Äußeren und der im Inneren (gemeint ist hier jener der vertrauten bzw. vererbten Weltanschauung) zerreißen, bis mir eher en passant und durch die Hintertür der Zugang dafür aufgetan wurde.

Um es meinem Nachwuchs und gern auch jedem Leser etwas einfacher zu gestalten, sind an einigen Stellen komplette und praktisch benutzbare Meditationen eingebaut. Monahora erklärt Aurelia im Kapitel acht zunächst, welche Haltung einzunehmen ist, welche inneren Bilder helfen können, sich an den Strom der universellen Energie anschließen zu können und wie mit dem störenden Gedankenstrom umzugehen ist. Die Verbindung zu Mutter Erde und Vater Himmel/Sonne herzustellen, ist eine zweite Stufe. Das universelle Potenzial wallt um uns herum, aber unser Anschluss, unsere Silberschnur, wie unser Sensus dafür sind verkümmert. Über die geistigen Bilder lässt sich dieser mit ein wenig Übung wecken.

Omne trinum perfectum – als drittes folgt der Zugang zum inneren Herzensraum, den sich jeder gern noch mit einem inneren Altar und dem davor brennenden Heiligen Feuer mit der dreifarbigen Flamme (Magenta für die Liebe, Königsblau für den göttlichen Schutz, Goldgelb für die Fülle und den Segen) ausstaffieren kann. Angelangt in diesem Refugium lässt sich vielerlei erbitten: Auflösung von Konflikten, Intuition für ein schwelendes Problem, Inspiration für ein Thema, …). Mein Leben ist voller wundersamer Episoden geworden, seit ich diese Kraftquelle entdeckt habe, die kostenlos jedem von uns geschenkt wurde.

Die Handlung des achten Kapitels schließt mit einem neuerlichen Unglück, das über die Maid hereinbricht. Die Gefangennahme Aurelias durch die Turkannen bildet insofern eine Anomalie in der Trilogie von Aurelia & Adalwin, da sie weder „hausgemacht“ noch Ausfluss eines Anschlags ihrer Antipoden ist. Im Gegenteil: Ausgerechnet ihre Führerin reitet sie im wahrsten Sinne des Wortes in den Schlamassel. Was steckt dahinter? Schicksalsschläge prasseln auch auf uns nieder, ohne dass wir selbst Auslöser und Ursache waren. Unabhängig davon können sie durchaus zu einem guten Ende führen, sofern wir das daraus lernen, was sie uns sagen wollen. Für die Seelenentwicklung sind sie ohnehin gut, denn nichts geschieht zufällig und wir erhalten immer nur vom Leben auferlegt, was wir auch tragen könnten. Darüber hinaus vermögen wir uns mit dem Befreien aus den Zwängen der Nornen oder Parzen sogar im irdischen Leben durchaus zu entwickeln. Sie sind getreu dem Spruch: „Was uns nicht umhaut, macht uns stärker“ Chancen und müssen nur als solche begriffen und gemeistert werden.

Zurück zur Geschichte der zwei Helden. Im Band 1 wird das Kennenlernen zweimal, jeweils aus der Perspektive beider Halbwüchsigen, behandelt. Zunächst spürt der Leser Aurelias Empfindungen nach. Zum Selbstverständnis der Allah-Anhänger gehört es ja, Andersgläubige als minderwertig zu betrachten. Sklaverei ist also Gottesrecht. Insofern muss die Jungfer, die zuvorderst glaubt, das Missverständnis aufgeklärt zu haben und Mühe hat, ihren Schreck über den Verlust der Freiheit zu verdauen, sich noch glücklich schätzen, im Herrscherhaus und in der Nähe des ebenfalls geraubten Alamannen bleiben zu dürfen. Rasch wird ihr Frust von dem positiven Eindruck überlagert, den Adalwin auf sie macht. Es gehört wenig Fantasie dazu, sich vorzustellen, was mit den zwei Fremden passieren wird – daher können wir die blonde Maid jetzt auch getrost verlassen. Das Zusammentreffen der Drachenkrieger ist arrangiert, was fehlt ist, sich als solche zu erkennen.