Kapitel 12 – Lucina warnt Leuforia ein zweites Mal (Warnung)


Mit dem ersten Abschnitt des Teils II (Auf getrennten Pfaden) im Band 1 bzw. des zwölften Kapitels bei fortlaufender Zählung wird der Leser zum zweiten Mal auf die Drachenburg entführt. Die Symbolik der Räumlichkeiten habe ich schon in den ersten Anmerkungen erklärt (so geschehen unter: http://spirituelle-fantasy.de/kapitel-3-lucina-bringt-leuforia-und-furarius-zum-handeln-trio-infernale/) wie auch die Funktion der Essenz aus dem Mondstein (siehe dazu „Zur Rolle des Drachenpaars“ in diesem Blog). Insgesamt zwölfmal werden die Freunde des Romans von Aurelia & Adalwin in die Gemächer der Despoten verschlagen, wobei Komplotts gegen die Heranwachsenden geschmiedet werden. Insofern beginnt der neue Part genau damit, den Hintergrund für die nächsten Handlungen aufzuspannen.

Das Äußerliche wird dieses Mal kaum gestreift, das Beschwörungsritual im „Oval Office“ der Drachen läuft routinemäßig ab und sodann erfährt der Bücherfreund zunächst etwas zum Funktionieren von Macht und dem Zynismus, mit dem sie ausgeübt wird. Selbstgefällig doziert Leuforia über ihre neueste Methode, ihre Untertanen zu unterdrücken. Der Bezug zur Neuzeit ist sicherlich unschwer zu erkennen. Seit dem 9. September 2001 wurden die bürgerlichen Rechte der Menschen in der so genannten Freien Welt in ungeahntem Ausmaß eingeschränkt, nachdem der Krieg gegen den Terrorismus ausgerufen wurde. Seither erleben wir immer wieder Anschläge nach dem gleichen Muster. Der oder die Täter sind tot, aber ihr Personalausweis findet sich seltsamer Weise stets am Tatort. Wenig später wird der Kampf gegen die Langbärte verschärft – was in der Regel aber nichts weiter bedeutet, als noch weitere Einschränkungen von Grundrechten gegen die Bevölkerung durchzupeitschen. Bankgeheimnis – war einmal. Wer heute noch glaubt, er wäre beim Telefonieren zu zweit in der Leitung, kann nur belächelt werden. E-Mails werden massenhaft gecheckt, Videoüberwachung geschieht allerorten. Neuerdings erfreut uns das maaslose Netzwerkdurchsetzungsgesetz, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wer hinter all dem stecken könnte, tja – cui bono. Die erste Gesprächsrunde in dem Dialog zwischen Lucina und Leuforia sollte jedenfalls dazu dienen, sich seine eigenen Gedanken zu machen.

Im Anschluss an den Aufgalopp  platziert Leuforia ihre Beobachtungsergebnisse. Im Grunde transportiert sie nichts weiter an die dunkle Herrscherin als all die Fakten, die der Verfolger der Trilogie schon kennt. Die Halbwüchsigen sind zueinander geführt wurden, haben sich in ihrer Funktion erkannt, allerdings ins Private zurückgezogen. Aber aus dem Fokus der Machthaber konnten sie damit nicht entschlüpfen. Sie werden als latente Gefahr wahrgenommen, die es zu beseitigen gilt.

Das Kapitel 12 enthält eine Anspielung auf die Handlung vor den Geschehnissen dieses Romans. Schon in den Anmerkungen zum Abschnitt davor hatte ich im Blog angerissen, dass mir da eine Vorgeschichte mit Gundehar und Leuforia vorschwebt, die noch zu Papier gebracht werden könnte. Die Möglichkeit, eine Story davor zu konzipieren, war allerdings nicht der einzige Grund für diese Einstreuungen. Seinerzeit hatte ich das Roman-Ende noch nicht im Kopf. Mir schwebte eine Schlusspointe in etwa der Art vor, dass sich schon mehrfach Drachenkrieger aufgerafft hatten, sogar den Sieg errangen, aber stets anschließend von der Macht korrumpiert worden waren und selbst zu den neuen Despoten degenerierten. Aurelia und Adalwin gelingt es als erstem Paar, dem Kreislauf zu entrinnen, weil sie auf die Krone und sämtliche Insignien der Regentschaft verzichten. Eine Andeutung in diese Richtung verbirgt sich denn ebenso im Kapitel „Der weiße Mönch“, das im Band 2 etwas später folgen wird.

Was bringt die Nacht auf der dunklen Burg noch zutage? Der Krieg gegen Alamania ist längst beschlossene Sache und wird im Geheimen seit Längerem vorbereitet. Das Geschwisterpärchen ist sich unter dem Licht der neuen Erkenntnisse schnell einig, die Aggression zu starten. Damit wird der Liebhaber des Märchens von Aurelia & Adalwin gewiss nicht überrascht, da schon der Fortgang der Fabel neue Aktionen erzwingt. Ohne Anschub keine Bewegung, ohne Herausforderungen keine Entwicklung.

Dass der Feldzug so einfach nicht werden könnte, wirft Lucina mit Verweis auf alte Prophezeiungen ein. Hier kann ich gleichwohl nicht mit konkreten Bezügen aufwarten. Das Web ist voller Wahrsagungen zu Deutschland und aus der Vielzahl kann sich jeder das herausklauben, was er für passend empfindet. Katastrophen genießen dabei Hochkonjunktur, sind gleichwohl weniger nach meinem Geschmack. Mir war etwas Positives lieber. Ungeachtet dessen ist der Einwand der Mondverkörperung eher dramaturgischer Art. Der Bücherfreund soll ahnen können, dass die Despoten nicht so einfach zum Erfolg kommen werden, wie sie sich das ausrechnen.