Zur Rolle des Drachenpaars


Kein Held kann strahlen, wenn er keinen adäquaten Gegenspieler hat. Im Roman verkörpern die Drachen mit ihrer zweiten Gestalt den Widerpart und zugleich das Mephistophelische Prinzip. Sie sind Teil jener Kraft, die stets das Böse will, nämlich Aurelia und Adalwin auszuschalten, und doch das Gute schafft, weil die den Fallen und Versuchungen entkommen. Das Faust-Zitat setze ich mal als bekannt voraus.

Leuforia und Furarius repräsentieren die finstere = weltliche Macht. Die weibliche Form davon ist Schönheit, Jugend und selbstsüchtige Raffinesse, während Reichtum, Einfluss und militärische Gewalt den männlichen Part bilden. Sie haben mächtige Unterstützer, magische Fähigkeiten und eine zweite Erscheinungsform, die ihrem bösen Wesen den besonderen Ausdruck verleiht, denn als menschliche Gestalten sind sie durchaus tauglich für die Titelseite von Hochglanzmagazinen.

In den ersten Entwürfen hatte ich den weiblichen Aspekt der dunklen Macht Teufelia genannt. Das fanden einige Testleser als Hinweis zu plump. Dem konnte ich mich anschließen und habe etwas variiert. In der ersten Silbe steckt bei Leuforia immer noch der Teufel drin, das „L“ vorn erinnert an Luzifer und mit dem „oria“ habe ich eine weiblich-hübsche Ergänzung gewählt.

Bei Furarius hat mich das Wort Furor inspiriert. Der Name soll auf die rücksichtslose Gewalt des Potentaten hindeuten.

Aus der Vorgeschichte kommt unter anderem heraus, dass sie nicht die ersten ihrer Art sind. Tatsächlich hat ja mancher Herrscher (nicht nur Robert Mugabe) als Idealist mit besten Vorsätzen angefangen, um zum Despoten zu mutieren. Macht korrumpiert eben und wir alle sind ja derzeit Zeugen, wie jemand unter Sprengung seiner verfassungsmäßigen Rolle in Gutsherrenart eine epochale Entscheidung getroffen hat, deren Folgen nicht zu übersehen sind. Die Bezüge zur aktuellen Gegenwart im Roman wird jeder selbst herauslesen können.

Zur Logik der Geschichte gehören einige Eigenschaften der Drachen: Beide erhalten aus der Mondsteinkugel (Symbol der Unterstützung von Lucina) ein Zauberelixier, das ihnen neben ihrer zweiten Gestalt ewige Jugend, Schlaflosigkeit und Quasi-Unverletzlichkeit verleiht. Darüber ist Leuforia nur nachts bei Mondschein als Riesenvampir flugfähig, während Furarius diese Fähigkeit jederzeit abrufen kann. Beide sind allerdings durch den Verbrauch des Wundertranks darin beschränkt, sodass sie hauptsächlich als Menschen agieren.

Wie jede äußere Macht sind die dunklen Regenten darum bemüht, maximale Steuern (Gold) einzutreiben, ihre Untertanen zu verdummen, um sie besser beherrschen zu können und ihren Einflussbereich auszudehnen. Die Hoffnung, die Menschheit würde doch einmal zu einer Gesellschaftsform finden, die sich tatsächlich am Wohl aller Gesellschaftsmitglieder orientiert, erhält im Roman dadurch ihren Ausdruck, dass das Drachenpaar die drei Schlachten um seinen Hort verliert. Es ist eben ein Märchen.