Irgendwann trennte ich mich von der Illusion, die großen Verlage in Deutschland hätten Interesse daran, für das Genre „Fantasyromane“ meine Neuheit in ihr Programm aufnehmen zu wollen. Von sechsundzwanzig angeschriebenen potenziellen Nutznießern meiner Vorleistung reagierten nur zwei der Angeschriebenen, obwohl ich alle Ratschläge, die sich im „Handbuch für Autorinnen und Autoren“ so finden lassen, berücksichtigt hatte. Anhand dieser beiden Antworten wurde schnell klar, dass bei der Internet-Recherche ein Fehler unterlaufen sein musste, denn die Response klang in der Quintessenz etwa so: „Noch nie kam uns ein derartig geniales Werk unter! Überweisen Sie schnell 20.000 Euro und wir machen die Neuerscheinung des Jahrhunderts daraus.“
„Dann eben nicht!“, konstatierte mein Ego. Schließlich ist ja eine meiner Berufsbezeichnungen neben Freiberufler oder Selbstständiger auch Unternehmer. Im letzten Wort dieser Aufzählung steckte für mich die Lösung des Problems drin: Es galt halt, selbst etwas zu unternehmen. Im Rückblick kann ich berichten, viel gelernt zu haben, was es heißt, ein Manuskript in ein real existierendes Buch zu verwandeln. Hier sei ein kurzer Einblick in Bezug auf die Grafiken gegeben.
Unter anderem war ich der Meinung, zu einem Märchenroman, gleichwohl er für Erwachsene gedacht ist, gehören Illustrationen. Allerdings hat ein Ingenieur üblicherweise keinen Bekanntenkreis mit künstlerischen Ambitionen. Nachdem meine Frau und ich eine Weile dem Wunsch Raum und Gedankenkraft gegeben hatten, kam mir eine Erinnerung. Aus ganz frühen Tagen meines Lebens kannte ich jemand, der mir mal erzählt hatte, er hätte eine ehemalige Kommilitonin, die in einer Schule für Künstler arbeitet und die Studenten dort, wären froh, wenn jemand mit einem Auftrag drohte, schon der Portfolio-Erweiterung wegen, die damit verbunden ist.
Mit Sicherheit war dies nicht gerade das, was als „Heiße Spur“ bezeichnet werden konnte, aber manchmal trifft auch ein Fernschuss ins Tor, dachte ich mir, als ich die betreffende Telefonnummer wählte. Tatsächlich hatte mich mein Gedächtnis nicht betrogen, besagte Freundin arbeitete noch in den Semper Schulen von Dresden und ich erhielt eine E-Mail-Adresse vom Fachbereichsleiter Gestaltung, Herrn Ulf Feuchtenberger. Vorsichtig formulierte ich mein Bestreben per elektronischer Fernpost und harrte auf Antwort. Gerade als ich zu glauben anfing, mein Anliegen hätte sich im Dschungel der Mailserver verirrt oder wäre im Nirwana verhallt, kam eine freundliche Einladung zurück.
Fragen der Gestaltung entscheidet bei uns daheim meine bessere Hälfte. So machte ich mich mit meinem Familiensachverständigen in Geschmacksangelegenheiten gespannt auf den Weg. Im Ergebnis des Gesprächs und der Augenscheinnahme von einigen Portfolios kamen wir überein, mit vier Absolventen der Einrichtung einen kleinen Wettbewerb auszuloten. Vier Manuskripte wurden verschickt, die Künstler sollten sich inspiriert fühlen und drei Skizzen einreichen. Tatsächlich reagierten alle Kandidaten und wer will, kann sich das Ergebnis gern hier ansehen.
Wer die Wahl hat, … . Jeder kennt, was sich auf diese Einleitung reimt. So erging es uns ebenso. Wie gut, dass ich inzwischen bereits eine Reihe von freundlichen Testleserinnen kennen- und schätzen gelernt hatte. Eingescannt waren die Ergebnisse schnell und aus den Reaktionen meiner E-Mail-Abfrage kristallisierte sich ein Patt zwischen dem Stil von Frau Elisabeth Wolf und Frau Maura Velte heraus. Gleichwohl ich persönlich froh wäre, wenigstens halb so gut malen zu können, wie die beiden anderen Beteiligten, Philipp Wachsmuth und Viktoria Schukowa, empfanden alle Juroren deren Ausdrucksform als nicht passend zur Trilogie von Adalwin & Aurelia.
Weil der erste Wurf die Entscheidung schwermachte, veranstalteten wir eine zweite Runde der Konkurrenz „Terki sucht die Super-Grafikerin“. Frau Wolf und Frau Velte mussten dieses Mal vorgegebene Themen bearbeiten und lieferten pünktlich ihre neuen Grafiken. Bloß waren die eingereichten Ergebnisse erneut nicht dazu angetan, sich endgültig festlegen zu können. Beide Herangehensweisen hatten etwas für sich. Zudem dräute eine Konsequenz: Schließlich heißt die Fixierung auf den einen immer auch, den anderen auszuschließen. Das ist unbequem, insbesondere, wenn es einem obliegt, das auch dem Delinquenten mitteilen zu müssen. Also tat ich etwas, was sich bei solchen Gelegenheiten immer empfiehlt. Während einer der bei uns üblichen Morgenmeditationen legte ich das Thema auf meinen inneren Altar und bat um die bestmögliche Auflösung für alle Beteiligten.
Was soll ich sagen? Die Rahmenbedingungen richteten es ohne mein Zutun. Frau Wolf brachte mir ihre Arbeiten und verkündete die gute Nachricht, dass sie einen Studienplatz in Halle bekommen hätte. Ganz elegant hatte sich damit ergeben, dass ihre Kapazität für die weitere Zusammenarbeit nicht mehr vorhanden war. Im Ergebnis stand damit die Favoritin meiner Frau als Partnerin für die künstlerische Gestaltung der Fantasy-Trilogie „Aurelia & Adalwin“ fest.
Im Nachgang, das muss noch eingefügt werden: Es gab keine Sekunde Anlass, Zweifel an der Fügung im Äußeren zu hegen. Im Gegenteil, spätestens als wir die Cover zur Ansicht vorgelegt bekamen, waren wir sicher, dass alles genau so gekommen war, wie es sein sollte.