Kapitel 17 – In der Anderwelt


Nach dem Einschub auf der Drachenburg kehrt die Handlung zum männlichen Helden der Trilogie zurück. Adalwin erwacht und findet sich in einer skurrilen Umgebung wieder. Es hat ihn in just diese Gefilde verschlagen, in die seine Geliebte infolge der Giftpfeil-Verletzung durch Leuforia eingesperrt wurde. Im Grunde sind beide in der Hölle gelandet, was für mich nur ein anderes Wort für die astrale Sphäre bedeutet. Die Drachenkrieger müssen diese durchleiden, um geläutert zu werden, letztlich vor allem, um sich dem zu stellen, was sie sind und wofür sie geboren wurden. Soweit der Grundansatz des gesamten Kapitels bzw. seine Haupt-Funktion.

Weiterhin schimmert hier das erste Mal etwas durch, was sich später als äußerst wichtiges Detail entpuppen wird: die Unsterblichkeit Aurelias. Sie besitzt diese qua Geburt und kosmischer Herkunft, ohne es zu wissen und wird sich lange dieser Erkenntnis verweigern, die sich als Hindernis zwischen sie und ihren irdischen, mithin Alter und Tod unterworfenen, Mann aufwirft. Streng logisch betrachtet könnte das Wirken von Gaias Elementen zu ihrem Schutz als überflüssiges Beiwerk eingeordnet werden, da Immortalität dessen nicht zwingend bedurfte. Ja, richtig, Aurelia hätte auch ohne Mutter Erdes Eingreifen die Verwundung überlebt, wäre damit allerdings aufgrund der teuflischen Magie für alle Zeiten in den Spukgespinsten verfangen geblieben. Das Nicht-Sterben-Können hat seinen Pferdefuß. Insofern spannen Feuer, Wasser, Luft und der Geist quasi nur den Rettungsschirm auf, damit die Angeschossene von ihrem Befreier auch aufgespürt werden kann.

Drei weitere Aspekte seien benannt, die mich bei diesem Ausschnitt des ersten Bandes angetrieben haben. Zum einen die Beschäftigung mit der Astral-Welt, wofür ich einiges gelesen habe, um mir selbst bessere Klarheit zu diesem Thema zu verschaffen. Am Ende dieser Ausführungen werde ich das noch etwas konkretisieren. Wer hätte sich nie gefragt, wo die Zusammenhänge zwischen den in so vielen Sagen aller Herren Länder erwähnten Gespenstern und Dämonen oder den Visionen eines Hieronymus Bosch zum Beispiel in der „Versuchung des heiligen Antonius“ und der von christlichen Pfarrern so gern bemühten ewigen Verdammnis verborgen sind?

Als zweites trieb mich der Ehrgeiz an, mit Fantasy zu glänzen, die weitreichend ohne populäre Vorbilder auskommt und sich hoffentlich als geeignete Herausforderung für einen Regisseur auszeichnen würde, falls der Roman mal verfilmt werden sollte. Das Bestreben in diese Richtung zieht sich eigentlich durch das gesamte Opus, wenngleich der Roman häufig mit bekannten Figuren aus den griechischen oder deutschen Heldensagen spielt. Diesbezüglich habe ich den Akzent zwar stets auf Wiedererkennungseffekte gelegt oder mich von der Hoffnung inspirieren lassen, wenigstens Neugier auf die Klassik zu schüren, gleichwohl aber auch darauf geachtet, den alten Schlauch mit in mancherlei Hinsicht geändertem Inhalt zu füllen, der mein verfolgtes Anliegen prägnanter herausstreicht.

Schlussendlich sind die einzelnen Episoden natürlich wieder verarbeitete Themen, die ich meinen pubertierenden Kindern ins Rampenlicht rücken wollte. Korrespondierend zum Rüstzeug und nach Märchenart wurde es ein Triplett von Szenen. Im Einzelnen werden die Gebiete Sex im Zusammenspiel mit plumper Verführung, Eifersucht und die ihr innewohnende unheilvolle Kraft, die besser nicht entfesselt wird, sowie Schuldkomplexe, häufig anzutreffen im Familiengewand bzw. das weite Feld, sich in die Gefangenschaft von selbst gewählten Ketten zu begeben, gestreift.

Aurelia und Adalwin stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung. Insofern bedürfen sie Geleit und Hilfsmittel, um die Aufgaben zu meistern. Die Unterstützung durch Germalias drei Eicheln symbolisiert mithin die Prägung durch das deutsche Wertesystem, vermittelt im Elternhaus und durch das gesellschaftliche Umfeld. Für Adalwin bedeuten sie zunächst drei Mal Alarmierung durch Schmerz und sodann Errettung vor den Ausgeburten seiner schlechten Emotionen und Gedanken. Die Adlerfeder als Symbol der Heilkunst habe ich deswegen eingefügt, weil sie sich als retardierendes Element und zudem nur als partiell wirksam erweisen sollte. Das entscheidende Mittel zur Erlösung des zur Ewigkeit verdammten Dornröschens ist in der Endkonsequenz die Liebe, die sich über die Musik Ausdruck verleiht und so die Grenzen überwindet. Die Rückkehr in die Oberwelt gerät dabei fast zur Nebensache bzw. Folgerichtigkeit, die keinen Literaturfreund überrascht haben dürfte. Das explizite Annehmen ihrer Bestimmung katapultiert das wiedervereinte Pärchen in das Hier und Jetzt. Soweit die Kurzform, schauen wir etwas intensiver hin!

Nachdem Adalwin wieder die Herrschaft über seine Sinne erlangt hat, muss er zunächst seine Verwunderung abschütteln. Statt der uns vertrauten Kulisse verblüfft unseren Helden blauer Sand, gelber Himmel, verziert von einer schwarzen Sonne, purpurnes Gras und anstelle von Wohlgerüchen widert ihn Gestank an. Er marschiert tapfer los und gerät, als wäre es von einem unsichtbaren Mephistopheles arrangiert worden, an eine Circe, die ihm unverblümt ein Geschäft anbietet, bei dem der Einsatz ihr Körper ist. Die Sirene konfrontiert den Jüngling, seine Unerfahrenheit witternd, direkt und ungefiltert mit allen Reizen der Weiblichkeit, weil sich die verfangene Seele mit dieser Aktion die befreiende Adlerfeder erschleichen will.

Die Evas sind sich in der Regel sehr wohl bewusst, über welch zusätzliches Arsenal sie verfügen. Schönheit, Erotik und die Hingabe in der Waagerechten sind ihre Machtmittel, mit denen sie das scheinbar stärkere Geschlecht perfekt manipulieren können. Das wusste schon Goethe, der es in seinem Faust nicht ohne Grund dem Teufel in den Mund legt: „Besonders lernt die Weiber führen; Es ist ihr ewig Weh und Ach; So tausendfach; Aus einem Punkte zu kurieren“. Prostitution versteckt sich in vielen Modifikationen, es muss nicht immer schnöder Mammon sein, der eingetauscht werden soll. Karriere, die Theater- oder Filmrolle, der reiche Traumprinz – die Palette ist breit.

Derartige Fallen können darüber hinaus ebenso aus purer Lust oder Neugier erwachsen, die eine ältere Dame oder ein junges Mädchen antreibt. Zweifellos streifen wir hier einen Komplex, der in der öffentlichen Wahrnehmung weniger präsent ist. Sicher, die Phase des Männermangels nach dem Krieg ist längst vorbei. Dennoch wird sich wohl mancher Junge an solche Momente erinnern können, weswegen ich diese Variante der Verlockung näher beleuchten wollte. Erstmals als männlicher Teeny die Köstlichkeit weiblicher Haut und die ihr innewohnende explosive Wirkung nicht bloß zu erahnen, sondern zu spüren, kommt dem Walten eines Naturphänomens gleich. Der Volksmund kennt nicht umsonst das Bonmot von den vernebelten Sinnen.

Bevor Adalwin der Welle entfesselten Rausches erliegt, reißt ihn der Schmerz aus der Umklammerung und der Verfall der Schönheit zur widerlichen Greisin soll die Warnung davor symbolisieren, was an Ekel hinterher entstehen kann, wenn der erste Geschlechtsakt auf solche Art passiert. An der Stelle lohnt vielleicht ein Querverweis auf einen früheren Artikel von mir – siehe „Zum Thema Sex im Märchenroman“.

Auf der nächsten Bühne verschlägt es unseren Helden auf einen Jahrmarkt. Das Tollhaus, was sich ausbreitet, ist eine Übersetzung meines Empfindens zu bestimmten Dinge in unserer modernen Welt ins Fantastische. Zunächst erscheinen harmlose Wundersachen, wie ein hüpfender Tannenzapfen, der Grimassen schneidet, oder von selbst tanzende Schuhe.

Wie viele Dinge bietet unsere Gesellschaft amoralischen Überflusses (jene markante und zutreffende Beschreibung für den Imperialismus aus der DDR-Schule, der mir seit meinem Übertritt in die Bananenrepublik Deutschland immer wieder im Kopf klingelt) an, die der Mensch nicht braucht. Hübsch anzuschauen, aber überflüssig. Später landen sie im Müll und die Ressourcen der Erde wurden verschwendet. Mit geschickter Reklame, die uns ständig umschleicht und an unsere Emotionen appelliert (gelegentlich kitzelt man unsere Sinne, ohne dass wir das bemerken, bevorzugt unser Riechorgan unterhalb der Reizschwelle) werden wir allerorten dazu verleitet, Krimskram zu erwerben, den wir in Wahrheit nicht benötigen. Dem braven Konsumenten werden perverser Weise die Bedürfnisse erst suggeriert, damit er kauft. Wer sich dessen bewusst wird, sollte innehalten und sich der Verführungsmaschinerie zu entziehen suchen. Wir haben uns inzwischen angewöhnt, vor jedem Zücken der Kreditkarte zweimal die Frage zu stellen: „Ist das wirklich für unser Leben erforderlich?“ Erstaunlich, wie oft die Antwort „Nein“ lautet.

Als nächstes tauchen die nützlichen Helferlein für den Alltag auf, symbolisiert durch die Schneiderei, die scheinbar von selbst daher werkelt. Inspiriert dazu hatte mich die neue Nähmaschine meiner Frau, die in der Jugend den Zwängen des real existierenden Sozialismus mit ihrem Geschick im Umgang mit Nadel und Faden trotzte. Der Neuerwerb nach fast 25 Lenzen offenbarte ungeahnte und nachgerade erstaunliche Möglichkeiten.

Natürlich sind die neuen Alltags-Erleichterer ein Ausfluss menschlichen Erfindergeistes, die auch bei uns unverzichtbar geworden sind, angefangen von der Spül- und Waschmaschine, dem Trockner, dem Multifunktions-Topf, dem Backofen oder dem Sammy, der das Ausfegen von Küche und Flur vollautomatisch übernimmt. Gefühlt bleibt uns dennoch nicht mehr Zeit für die Kinder oder Hobbys. Und da liegt die Krux! Wir strampeln uns ab – und um alles zu bewältigen, müssen auf die dienstbaren Geister zugreifen. Allerdings lacht jedes Mal das Finanzamt mit, nicht bloß wegen der Märchensteuer. Um eine Anschaffung privater Natur zu tätigen, muss unser einer zunächst das Doppelte davon verdienen – und schaufelt die andere Hälfte davon in das Staatssystem. So werden wir alle am Laufen gehalten und rackern uns im goldenen Hamsterrad des Wohlstandes ab. Sich aus dieser Umklammerung loszueisen, ist weniger einfach. Die Beharrungsenergie selbstgeschaffener Abhängigkeiten ist hoch, wie sich gezeigt hat. Aber wir arbeiten dran!

Was ich mit den entarteten Tieren suggerieren will, die Adalwin als nächstes offeriert werden, erklärt sich hoffentlich von selbst. Der Ernährungs- und Pharmaindustrieelle Komplex beherrscht einen Billionen-Markt und kreiert Monster in einem fort, seien es die genmanipulierten Samen von Monsanto (der deutsche Konzern Bayer ist ebenfalls gut engagiert) oder die Schöpfungen aus den Laboren neumodischer Frankensteins. Es steht zu befürchten, dass nichts von dem, was in dem Gast in der Unterwelt den Ekel hochpeitscht, allzu weit von dem entfernt ist, was sich hinter streng abgeriegelten Fluren tatsächlich aufstöbern ließe.

Leider ist eine große Menge der Landwirte allzu willfährige Helfer dieser unheilvollen Machenschaften. So richtig klar wurde uns das bei einem Urlaub in Bayern vor Augen geführt. Wir hatten uns samt den Kindern in den Herbstferien in der Nähe der wundervollen Erdinger Therme auf einem Rinder-Bauernhof einquartiert. Innerhalb einer Dekade, so zeigten die Schilder an den Stalltüren an, war dort in der scheinbaren Idylle die Abgabe pro Kuh von 4000 auf 8000 Liter jener weißen Flüssigkeit pro Jahr gesteigert worden. Seither beschleicht mich stets das Gruseln, wenn ich die Flaschen voller „Bio“-Milch in den Supermärkten sehe.

Die Abscheu treibt unseren Helden weg aus dem Paradies der Feilscher und Marketender. Jedoch lässt sich die Umzingelung des Kapitalismus nicht so leicht durchbrechen. Adalwin wird durch skurrile Schausteller mehr abgeschreckt, denn fasziniert. Ihn beflügelt zudem die Sorge um seine Geliebte vorwärts, so dass ihn alle Spektakel nur anöden. Im tatsächlichen Dasein verfolgt uns der Konsumzwang qua GEZ-zwangsfinanzierter oder von der Werbungsmaschinerie geölter Fernsehsender bis in die Abendstunden. Was wird da alles an Unsinn geboten? Neben dem Hardcore-Horror der sanfte Übergang zum Nervenkitzel im Dschungel-Camp, plumpe Titten-Shows wie Tutti-Frutti, Hartzer-Themen wie „Mein Leben mit 300 Kg“, um nur einige mir bekannte Beispiele zu nennen. Profunder Auskenner bin ich da gleichwohl nicht, denn unsere Familie hat die Fesseln des lediglich zur Ablenkung konzipierten Quatsches schon vor der Geburt unserer Großen abgestreift, wie die Leser meines Blogs wissen. Eine Persiflage auf die Abgeschmacktheiten des größten Zeitfressers und Gehirnverblöders in den deutschen Wohnzimmern konnte ich mir bei dieser passenden Gelegenheit allerdings nicht verkneifen. Immerhin hatte das ständige Absenken des Niveaus ein Gutes: Wir begegnen häufiger Gleichgesinnten, welche ebenso die Glotze aus ihrem Umfeld verbannt haben. Den Freiheitsgewinn verspürt der Nachahmer schon nach kurzem Abstand und wird sich wundern, wieso er früher die lügenverseuchte und billige Effekthascherei als Unterhaltung auffassen konnte. Probiert es, lieber Leser, es lohnt sich!

Nach diesem Seitenhieb auf die bewegten Bilder nähert sich Adalwin einer für Jugendliche eher relevanten Plattform, einer Tanzveranstaltung. Eine ausführliche Beschreibung der modernen Mirakel von Styling und Selbstverstümmelung habe ich mir gespart, weil es mir mehr um das Thema Eifersucht ging. Einen Schwenk hätte das Thema zweifellos verdient gehabt. Generell ist aber der ganze Jahrmarkt lediglich das Vorgeplänkel für dieses Anliegen gewesen, weshalb ich es nicht weiter ausgewalzt habe. Konzentrieren wir uns auf den Gefühlscocktail, den ich eigentlich behandeln wollte. Adalwin narrt seine eigene Fantasie und er tappt fast in die Falle der giftigen Mischung in seinem Innenleben. Der deutsche Volksmund hält für die Situation eine hübsche Wendung parat: Er hat aus seinem Herzen eine Mördergrube gemacht. Ohne Germalias Rettungsanker hätte sein mangelndes Vertrauen geradewegs in die Katastrophe geführt.

Wichtig war mir das Aufzeigen der unheilvollen Dynamik der Emotionen, die den Jüngling befallen, da meine beide Großen, wie wohl alle pubertierenden Kinder, in ihren ersten Beziehungen eine gewisse Anfälligkeit dafür verrieten.

Wer hätte es nicht bereits gehört, Franz Grillparzers hübsches Bonmot zu diesem Phänomen? „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft!“ Der Terminus verrät über seinen indogermanischen Wortstamm, worum es sich dreht: Nämlich etwas Herbes und Bitteres, das zur Manie, Seuche bzw. Krankheit mutiert. Die schmerzhafte Seelenqual drängt vor allem dann an die Oberfläche, so meinen die Psychologen es erforscht zu haben, wenn der Argwöhnische in zu geringem Maße Liebe, Respekt, Anerkennung, Wertschätzung oder Zuneigung von seinen Mitmenschen erfährt. Ängste vor Verlust, dem Verlassenwerden und einem „Zurück-auf-sich-selbst-Geworfensein“ quellen empor. Mangelndes Selbstwertgefühl können Aggressionen gegen die/den vermeintlichen Verursacher gebären, die sich bis zum Exzess steigern. Trauriger Weise rangiert die Eifersucht auf der Mordmotivliste neben der Gier ganz weit vorn. Das Warnschild vor den Folgen wollte ich daher unbedingt dick unterstreichen, indem ich den Einblick in Adalwins Achterbahn der Empfindungen in aller Gründlichkeit buchstabiert habe.

Den Regeln der Astralwelt gehorchend, stürzen wiederum die von ihm selbst materialisierten Ausgeburten seiner Emotionen auf Adalwin ein. Nach dem Rudel Wölfe bei der Hure am Wegesrand sind es dieses Mal Doggen. Von Neuem gebiert die magische Frucht des Eichbaums eine Ablenkung für die Jäger, in scheinbar leichte Beute, womit die Gefahr gebannt wird. Der Jüngling sinkt ermattet in Morpheus Arme und des Morgens blüht ihm ein drittes Abenteuer.

Vor der schrägen Farbpalette dieser Gefilde tobt ein Gewitter. Er verläuft sich in einen Steinbruch, in dem Menschen Fronarbeit verrichten müssen. Schließlich wandelt er ja in dem, was die Kirche als Hölle bezeichnet. Insofern ist die Einstimmung für das Kopfkino des Bücherfreundes sicher keine Streicheleinheit, wenn er sich die Szene vorstellt, in der sich die Riesen-Ameisen die Überreste eines Entkräfteten, den sie totgeprügelt haben, einverleiben. Inmitten dieses Elends bedrängt ihn ein Abbild seiner Mutter, rührt an sein Gewissen und will ihn dazu verleiten, die erlösende Adlerfeder zu verschwenden.

Nennen wir es den Teufel oder die Wesen der Dunkelwelt, die uns durch Verführungskünste unsere Seelenanteile rauben wollen. Fakt ist, er oder sie sind perfekte Kenner der Knöpfe, die für uns genau die richtigen sind, um uns zum Straucheln zu bringen. Als dritte Barriere-Szene für Adalwin auf dem Weg zu seiner Geliebten habe ich eine im Alltag häufig anzutreffende Erscheinung ausgeformt: selbstgewählte Abhängigkeiten bzw. Beziehungsgefängnisse. In diversen Modulationen konnte ich sie schon beobachten. Seien es Frauen, die fette und hässliche Taugenichtse durchfüttern und dafür, dass sie sich auf Arbeit und im Haushalt abrackern, obendrein Beschimpfungen und Erniedrigungen ernten oder Männer, die wegen ein paar Besuchsstunden bei ihren längst entfremdeten Sprösslingen willig ihr letztes Hemd herschenken. Als Variante davon treten Omas auf, die sich von der Schwiegertochter oder auch deren fauler Elternschaft ausbeuten lassen, um den Zugriff auf die Enkel nicht zu riskieren. Eine sattsam erprobte Spielart sind die Paare, die sich den Befehlen ihrer militanten Kindkaiser wie hypnotisiert unterordnen, ganz zu schweigen von Müttern, welche, kaum dass die Nachkommen flügge geworden sind, sich ihre Eltern aufhucken und bis zur Selbstaufgabe pflegen, gleichwohl ihnen außer Undank nichts daraus erwächst.

Es sind die Bande der Verwandtschaft oder entarteter Liebe, die uns besonders effektiv zu fesseln vermögen, wobei das Herüberschwappen karmischer Verstrickungen aus früheren Existenzen eine Rolle spielen mag. So grausam sich das in erster Näherung anhört, aber ein wirklich Weiser kann ohne Herzensregung dem gewaltsamen Tod seines eigenen Sprosses zuschauen. Nicht umsonst ist bei Hermann Hesses „Siddhartha“ exakt das Loslassen-Können des Sohnes die letzte Stufe, die der Sucher am Fluss vor der Erleuchtung erklimmen muss. Mir war es wichtig, dieses Symptom zu sezieren, wissend um die Schwierigkeit, im Alltag in richtiger Weise zwischen geschuldetem Mitgefühl und grenzwertigem Mitleid oder Selbstausbeutung zu unterscheiden.

Am Anfang seiner spirituellen Entwicklung stehend, bedarf Adalwin der bewahrenden Eichel, um sich dem Trugbild und dem Ansturm seiner Gefühle zu entziehen. Die Konzentration auf sein Ziel und das Objekt seines Begehrens retten ihn im Verein mit Germalias Unterstützung aus dem Strudel, in den er gerissen wird und endlich ist er am Ziel. Aurelia dämmert in einer Grotte in todesähnlichem Schlaf vor sich hin, wobei die Immortalität der Ruhenden durch das Glimmen des goldenen Kästchens angedeutet wird.

Die Befreiung des Schneewittchens gestaltet sich dessen ungeachtet komplizierter als gedacht. Der Jüngling muss seinen Part leisten, kann sich nicht allein auf die Zauberkraft der Hüterin abstützen. Zwar kehren die Lebensgeister in die Maid wieder, als Leuforias Giftpfeil entfernt wird, aber Aurelia erwacht nicht durch die Berührung der Adlerfeder. Erst seiner Liebe, welche über sein perfektes Flötenspiel Ausdruck findet und bis in ihr eingesperrtes Bewusstsein dringt, gelingt es, die Eingekerkerte ins Irdische zurückzurufen. Im Grunde ersetzt die per Musik übertragene stärkste Emotion den Kuss, der beim Dornröschen nach genügend langer Reifezeit den Fluch durchbricht.

Für das glücklich vereinte Paar öffnet sich der Übergang zur Jetztwelt, nachdem es sich klargemacht hat, dass das Ausweichen vor ihrer Bestimmung keine taugliche Option ist. Diese Auflösung der Situation dürfte keinen Fan der Trilogie überrascht haben. Auf zwei Aspekte möchte ich in diesem Zusammenhang den Fokus lenken: Zum einen auf die, wie ich meine, sehr mächtige Bekräftigungsformel „Nichts und niemand wird uns aufhalten!“ Der Satz taucht häufig in Peter Fitzeks Videos auf. Ich habe ihn mit Bedacht eingebaut, um hier im Blog auf den König von Deutschland hinweisen zu können. Eine Beschäftigung mit dem Versuch in Wittenberg, einen Ausweg aus den Ketten der Alliierten zu kreieren, lohnt allemal. Zum anderen auf die Verschränkung der Sphären oder Dimensionen. Wir leben in einer verdichteten dreidimensionalen Raumzeit. Mit Sicherheit ist das nicht die volle Wirklichkeit. Mich treibt das Problem seit ich denken kann um, wobei mir unlängst dazu ein interessanter Aufsatz in der Zeitschrift „Lichtsprache“ (Nr. 105) in die Augen stach. Beides sei hier zur Lektüre empfohlen.

Der Abspann des Kapitels ist schnell reflektiert. Die Hüterin des Vaterlandes beschenkt ebenso die in ihrem Reich aufgewachsene Tochter mit drei ihrer wundersamen Eicheln, mit denen die Maid die Suche nach dem Weißen Mönch bewältigen wird. Obendrein erhält Adalwin einen Steinadler als Begleiter überreicht. Wie sehr ich diese beeindruckenden Vögel liebe, hatte ich schon häufig verraten und es ist nicht die letzte Stelle des Romans, an der das durchschimmert. Symbolisch endet die behütete Kindheit der Drachenkrieger in der Heimat. Ihre weiteren Wege werden sie ins Weite verschlagen. Es sind ihre Wurzeln in der Kultur Alamanias, die sie befähigen, ihrer Mission gerecht zu werden. Deshalb habe ich auch bewusst die Anleihen aus zwei der tiefsinnigsten und schönsten Märchen von der Sammlung der Gebrüder Grimm entnommen, um dieses zu unterstreichen.

Wie versprochen folgen nun nach dem Auseinanderklamüsern der Teilgeschichten einige Sätze zur Anderwelt, die dem Kapitel 17 als Überschrift dient. Für den Eingeweihten sicherlich unschwer zu erraten, ist es wieder einmal die keltische Mythologie, die hier Pate gestanden hat. In ihr sind Übergänge an bestimmten Orten und/oder Zeiten zwischen den Ebenen leicht möglich. Menschen können gewollt oder ungewollt die Grenzen passieren, mit oder ohne Einverständnis der Bewohner des Anderlandes. Sie kennt Elfen, Feen, Kobolde, Naturgeister etc. und bildete schon den Hintergrund für Aurelias Begegnung mit dem Baumwesen am Fluss bzw. dem Berggeist (siehe den Anfang des Teiles 1 in „Ankunft“), für den Hirsch mit dem goldenen Geweih im zweiten Abschnitt „Ein guter Freund“ oder für die Gnome im Gebirge bei Gundehars Grab im sechsten Kapitel „Uralte Legende“. Der hohle Eichenstamm verbirgt solch ein Portal, wie er zugleich die Heimstatt Germalias darstellt. Der Brunnen in der Geschichte von „Frau Holle“ ist ein anderes allseits bekanntes Beispiel.

Gemischt habe ich diese Überlieferungen der alten Kelten mit den Vorstellungen von jener astralen Sphäre, wie sie unter https://anthrowiki.at/Astralwelt beschrieben wird. Wer noch mehr lesen will, mag auf diesen Webseiten https://www.yoga-vidya.de/reinkarnation-wiedergeburt/leben-nach-dem-tod/astralwelt/, https://wiki.yoga-vidya.de/Astralwelt, http://www.paranormal.de/yoga/yoganand/astral.htm, https://astralreisenlernen.wordpress.com/offenlegung/ oder http://seelenbefreiung.com/was-sind-astralwesen–astralwelt-.html. weitere interessante Einstiege finden und sich seine eigene Meinung herausfiltern, womit von mir der Punkt gesetzt sei.