Ein Wort zu den Leitgedanken


Versprochen! Die Beiträge zu allgemeinen Dingen enden bald. Geplant ist in jedem Fall, systematisch zu jedem Kapitel einen Blick darauf zu werfen, was mich inspiriert hat bzw. was ich für Hintergründe verarbeitet habe, wie ich auf manche Namen gekommen bin und was der Leser als Botschaft hinter den Zeilen entnehmen könnte/sollte.

Heute will ich mich etwas outen, mit welchen Leitgedanken ich beim Schreiben vorgegangen bin oder anders ausgedrückt, welche Ziele ich verfolgt habe. Da wäre die oberste Kategorie „Bildung“ zu nennen. Für mich würde ich in Anspruch nehmen wollen, Kreisen zu entstammen, die gemeinhin als Bildungsbürgertum bezeichnet werden und in diesem Geist versuchen wir ebenso unsere Kinder zu erziehen. Andersherum soll damit gesagt sein: Aus dieser Haut komme ich kaum heraus und die Geschichte von Aurelia & Adalwin wünscht sich als ideales Publikum eins mit genau diesem Hintergrund, das zudem metaphysischen und spirituellen Gedankengut aufgeschlossen ist. Wem das jetzt zu elitär erscheint, den bitte ich im Geiste um Vergebung.

Unter dieser obersten Prämisse wären als Unterpunkte aufzuzählen, die ich vermitteln will: Erweiterung des Allgemeinwissens durch Beschäftigung mit interessanten Dingen, Anregung zum eigenen Denken, Vertiefung der Herzensbildung, Einblicke in andere Geistes- und Erfahrungswelten, Verbreiterung des Wortschatzes und Freude am Gebrauch der Muttersprache.

Die zunehmende Flut von Trivial-Literatur mit Einfach-Sätzen und frustrierenden Wortwiederholungen auf dem Niveau knapp über der BLÖD-Zeitung hat mir nach der Wende zunehmend den Kauf von Büchern vermiest. Deshalb ist die Trilogie von Aurelia & Adalwin auch mit dem Anspruch geschrieben worden, ein Werk zu schaffen, wie ich es selbst gern in die Hand bekommen würde.

Wenn ich früher beim Schmökern war, lag stets ein Lexikon als Freund und Begleiter neben mir. Heutzutage geht das viel einfacher. Wikipedia macht´s möglich. Dieses Prinzip möchte ich jungen Leuten gern ans Herz legen: Schlagt Begriffe nach und lernt dazu! Ganz bewusst habe ich nicht auf Fremdwörter oder Termini verzichtet, um diesen Prozess anzuschieben.

Ähnlich habe ich es mit den Formulierungen gehalten: Eben gerade nicht Trivialität, sondern Reichhaltigkeit stand als Motto Panier. Ein Satz mit mehr als drei Kommata gilt der Moderne als unschick. Das könnte gar den Konsumenten überfordern und somit abschrecken. Wundern wir uns da noch, wenn sich junge Menschen wenig merken können? Ja, es könnte gelegentlich schwierig sein, den Sinn einer meiner Sätze zu erschließen. Dann sollte er eben zweimal gelesen werden! Das schult! Aber keine Sorge! Thomas Mann habe ich nicht nachzueifern versucht. 🙂

Ein zweites Bemühen will ich unter dem Aspekt „Ausdruck“ nennen: Die Verwendung von älteren oder kaum noch benutzten Wörtern. Dies geschah ebenfalls mit Bedacht. Einige Formulierungen unserer Vorfahren sind es wert, erhalten zu werden. Es wäre mir eine Freude, wenn ich mein Vergnügen daran mit anderen teilen darf.

Weil aller guten Dinge drei sind, ein Wort zu den Attributen. Eines meiner Lieblingsbücher ist Bulgakows „Der Meister und Margarita“. Ein Gedanke daraus, den ich für mich übernommen habe: Der Maßstab für Literatur ist die Schilderung. Die Lebendigkeit des Textes wird dadurch bewirkt, dass sich der Leser etwas vorstellen kann. Unter dieser Devise sind nähere Bestimmungen vor Substantiven unverzichtbar und ich verwende sie gern. Von mir werden sie als Vehikel gebraucht, um vor dem geistigen Auge eine Welt entstehen zu lassen.

Mein Vater hatte auf meine Frage, wie er denn meine Lehrlingsabschlussarbeit über das Auswuchten der Rotoren von mobilen Bahnumformern fände, (durch einen Winkelzug des Schicksals war er nämlich Vorsitzender der Prüfungskommission und Elektromaschinenenbauer-Meister), einstmals süffisant geantwortet: „Inhaltlich in Ordnung. Der Ausdruck ist halt dein blumiger Stil.“ Tja – was soll ich sagen. Der hat sich erhalten und ist eben eine Geschmacksfrage, an dem sich die Geister scheiden können. Man mag es Attributlastigkeit nennen oder sonstwie. Mich tröstet der hohe Wiedererkennungswert, den meine Texte haben. In leichtfertigem Überschwang will ich es einmal so bezeichnen: Charisma ist besser als Einheitsbrei. Es wird nicht jeder mögen. Nichtsdestotrotz hoffe ich darauf, der eine oder andere wird es lieben.